Großglockner 2016

Stürmisch auf das Dach Österreichs!

Der Großglockner, das Dach Österreichs. Fast schon beschämend, dass dieser Gipfel noch immer unerledigt auf meiner Agenda stand. So wurde kurzerhand ein Wetterfenster im April 2016 zur Beseitigung dieses Mangels herangezogen.

 

Am späten Vormittag überquerten wir den Tauernkamm mittels Felbertauernstraße um uns vom Lucknerhaus in Kals der ersten Etappe zu widmen. Nach wenigen Minuten auf der Forststraße wurden die Tourenski angeschnallt, um die ca. 1.000 Höhenmeter zur Stüdlhütte (Seehöhe 2.801 Meter) zu überwinden. Die frühlingshaften Temperaturen ließen uns ordentlich kochen. Nach ca. 2 Stunden gemütlichem Zustieg tauchte dann auch die architektonisch sehr interessante Hochgebirgshütte auf.

 

Die Terrasse war schon von vielen, durchwegs sehr sportlich ambitionierten Skibergsteigern bevölkert. Wir bezogen unsere Betten im Lager und widmeten uns dem gemütlichen Ausklang des Tages. Kulinarisch wird man auf der Stüdlhütte wahrhaft verwöhnt. Das fünfgängige Abendmenü der Halbpension braucht sich gegenüber mancher Gastronomie im Tal keineswegs verstecken.

 

 

Die Einnahme einiger Weißbiere zwecks Schlafunterstützung war wie immer obligat. Begleitet von recht informativen Gesprächen mit diversen Gästen. Unter anderen  auch einer Gruppe aus Oberösterreich, die tagsüber zweimal aufgrund der Windverhältnisse am Ködnitzkees umkehren musste.

 

Am nächsten Morgen ging es nach einem reichhaltigen Frühstück um circa 7:00 Uhr wieder hinaus.
Auf der Querung zum ersten Gletscherplateau bekamen wir schon einen Vorgeschmack in Bezug auf die Windverhältnisse. Als sich etwas später die Sicht zum Glocknerstock auftat, sank die Stimmung plötzlich abrupt. Die riesigen Schneefahnen, die über den Grat hinwegfegten, zeugten von einem veritablen Sturm. In mir machte sich Skepsis breit, ob der Gipfel heute überhaupt möglich sei.

 

 

In der Hoffnung auf das Ansteigen der Temperaturen und das gleichzeitige Nachlassen des Windes stiegen wir weiter bergan. Etwas  unterhalb der Erzherzog-Johann-Hütte deponierten wir die Ski und schnallten unsere Steigeisen an. An der Schutzhütte auf 3.450 Metern angelangt, beschlossen wir ob der extremen Turbulenzen im Winterraum etwas zu warten und unser Material neu zu justieren.

 

 

Plötzlich tauchte ein sehr bekanntes Gesicht im Schutzraum auf. Österreichs Skiidol und Abfahrtsolympiasieger Franz Klammer betrat mit einem breiten kärntnerischen „bist du deppat“ die Bildfläche. Er war für Dreharbeiten mit Kameracrew und einer Armada von Bergführern bereits um 02:00 Uhr zum Gipfel aufgebrochen. Seine Info, dass es ab dem Glocknerleitl deutlich ruhiger sei, nährte unsere Hoffnung den Gipfel heute doch zu erreichen. Franz Klammer ist ein wirklich angenehmer und freundlicher Zeitgenosse, der sich bei einem späteren Zusammentreffen im Tal auch nochmals nach unserem Tagesverlauf erkundigte.

 

 

Nach erfolgtem Anseilen setzten wir uns wieder den Elementen aus, was sich bei der Überquerung des Ködnitzkees zu einer sehr heraus fordernden Aktion entwickelte. Mehrmals warfen uns heftige Böen aus dem Stand. Nachdem wir uns aber bis zur Steilpassage des Glocknerleitl vorgekämpft hatten, wurden die Verhältnisse schlagartig besser. Beim Einstieg in die Felspassage war es plötzlich fast windstill.

So kamen wir als Dreier-Seilschaft auch recht gut voran. Der Kleine Glockner war alsbald passiert und auch die bekannte Querung über der Pallavicini-Rinne mit dem imposanten Tiefblick war kein Problem. Bei dem schon erlebten heftigen Wind wäre dies doch ein recht großes Risiko gewesen. So waren die letzten Meter zum Gipfel nur noch Formsache. Dieser war erfreulicher Weise auch noch nicht allzu stark frequentiert.

Etwas Ernüchterung machte sich beim Blick hinab zum Kleinglockner breit. Dort stauten sich bereits die nächsten Seilschaften vor der „Schlüsselstelle“. Wir fädelten uns hier aber beim Abstieg wider Erwarten doch relativ zügig vorbei. Auch der weitere Retourweg via Adlersruhe zum Skidepot verlief ohne Komplikationen.

 

Die Abfahrt bei Frühlingsschnee bescherte uns dann nochmals ein nachhaltiges Oberschenkeltraining, für welches wir uns mit einem ausgiebigen Mittagessen im Lucknerhaus belohnten. Erleichtert, dass es heute doch geklappt hatte, ging es wieder zurück ins Salzburgerische, wo für diesen Winter die Tourenski endgültig „eingesommert“ wurden.

 

 

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